Luise Jakobi, Illustration Felix Brüggen

Dass viele von uns eine enge Beziehung zu ihren elektronischen Geräten pflegen – und zwar keine rein funktionale – weiß wohl jeder, dem schon mal das Smartphone oder Tablet zu Bruch gegangen ist. Was wir dann fühlen, ist kein reines Bedauern über den Verlust eines praktischen Gegenstandes.

Viel mehr haben wir eine emotionale Bindung zu den Apparaten aufgebaut: ihr Verlust macht uns traurig. Daher ist es kaum verwunderlich, dass auch das Interesse an Künstlichen Intelligenzen (KI) wächst, die ganz explizit auf die Simulation von Freundschaft und Partnerschaft ausgelegt sind. Die Hoffnungen, die man in solche KI-Roboter setzt, betreffen jede Altersgruppe und alle Lebensbereiche. Kinder sollen den besten Freund bekommen, Jugendliche kompetente Lehrkräfte, Erwachsene den perfekten Partner und Senioren die fortschrittlichste Therapie. Diese Therapie kann zum Beispiel die Gestalt einer plüschigen Babyrobbe annehmen, bei Berührungen fiepsen und auf Lichtsignale mit Blinzeln reagieren. „Paro“, so der Name der japanischen Erfindung, ist ein Roboter, der vor allem bei der Behandlung von Demenzkranken eingesetzt wird. Unter seinem weißen Fell verfügt er über taktile Sensorik und kann wahrnehmen, wenn er gestreichelt wird. Darauf reagiert er verbal oder mit Kopfbewegungen, und hat so einen ganz ähnlichen Effekt wie die tiergestützte Therapie – eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, bei der die Herstellung emotionaler Nähe zu dem Tier einen positiven Effekt auf die Psyche des Patienten hat. Die Robbe ist zwar nicht zu viel mehr fähig, als sich leicht zu bewegen und Namen zu erlernen, bietet aber dennoch genug emotionale Projektionsfläche um von den Kranken ins Herz geschlossen zu werden.

In Kinderzimmern sieht es da schon etwas anders aus. Seit 2015 ist dort – zumindest auf dem amerikanischen Markt – die „Hello Barbie Doll“ zu finden. Die kann im Gegensatz zur Robbe nicht nur gut zuhören, sondern auch passend antworten. Im Inneren der Puppe stecken Mikrofone und Elektronik, die, bei bestehender WLAN Verbindung, über Google nach Antworten suchen kann. Die „Hello Barbie“ spricht dann zu den Kindern, speichert aber auch alle Aufnahmen online in der iCloud. Von dort aus haben Eltern und Hersteller Zugriff auf die Gespräche zwischen Spielzeug und Kind. Das System funktioniert ähnlich wie die Sprachassistentin„ Siri“ von Apple, die Sprache erkennt, sie über einen Server weiterleitet, dort verarbeitet und daraufhin passende Ergebnisse überträgt. Viele fürchten, dass nun intime Gespräche, die früher allein zwischen Kind und Spielpartner stattfanden, zu Marketing- und elterlichen Kontrollzwecken abgehört, und die Privatsphäre des Kindes beschnitten würde. Keine Angst vor Intimität mit künstlichen Intelligenzen hingegen haben die Entwickler von Sexrobotern. Der Traum vom perfekten Partner, der immer will, immer kann und über ein makelloses Äußeres verfügt, treibt Hersteller und Konsumenten dazu an, die Schlafzimmertüren für viel komplexere Gadgets als Vibratoren zu öffnen. Die Firma True Companion brachte beispielsweise bereits 2015 den Sexroboter Roxxxy auf den Markt, der nicht nur wie eine lebensgroße Frau gestaltet ist, sondern erstmalig auch verbal auf Berührungen und Sprache reagieren kann. Roxxxy vereint also taktile Sensorik, Spracherkennung und ein humanoides Äußeres. Die Äußerungen der dennoch grotesk leblos wirkenden Maschine belaufen sich allerdings bisher nur auf Zustimmung, Smalltalk und Stöhnen. Davon, eine reale, komplexe Partnerin zu ersetzen, ist sie also noch weit entfernt. Im Zuge solcher Entwicklungen haben Dr. KathleennRichardson, eine britische Wissenschaftlerin für Robotertechnik, und der schwedische Robotikforscher Dr. Erik Billing bereits die „Campaign Against Sex Robots“ initiiert, um vor dem Eintritt von KIs in unsere Betten und Leben zu warnen.