Lilly Dohmann
Lilly Dohmann

Subkulturen definieren sich häufig durch Kleidungscodes. Sie ­dienen als Erkennungszeichen für die Mitglieder, doch nicht in allen ­Subkulturen ist das Kleidungsmerkmal modisch definiert. Bei den Graffiti-Sprayern ist die Kleidung in erster Linie Mittel zum Zweck. Eine simple ­schwarze ­Jacke, eine stabile Jeans, alte ­Turnschuhe und ein T-Shirt oder ähnliches zur ­Vermummung ­reichen aus. Schwarz ist hierbei oft die Farbe der Wahl, weil die Sprayer so nicht schnell im Dunkeln gesehen werden können.

Für die Mehrheit der Bevölkerung ist Graffiti keine Kunst, sondern Schmiererei. Strafrechtlich ist es eine einfache Sachbeschädigung. Die mangelnde Anerkennung der Graffiti-Kunst in der Gesellschaft täuscht darüber hinweg, dass hinter vielen Graffitis ein langwieriger Entwurfs- und Planungsprozess steht. Dieser und die zu meist illegalen Malaktionen erzeugen bei den Mitgliedern dieser verborgenen Subkultur einen Mythos. Geht man bewusst durch deutsche Großstädte, stellt man sehr schnell fest, dass die Werke der Graffiti-Kultur eine Art kostenfreies Museum in öffentlichen Raum darstellen.  Die Werke beginnen mit kleinen Tags auf Fassaden, Stromkästen und Laternenpfählen und steigern sich zu mehrere Quadratmeter großen, komplexen Kompositionen aus Schrift und Bild.

Hinter diesen großformatigen Werken steckt eine große logistische Arbeit, die für viele Sprayer den eigentlichen Adrenalinkick ausmacht. Wie komme ich ohne ­gesehen werden zum jeweiligen Ort? Wie komme ich nach der Fertigstellung dort wieder weg? Was mache ich, wenn ich gesehen werde oder die Polizei eintrifft?

Graffitikünstler müssen damit rechen, dass wenn sie bei illegalem Sprayen von der Polizei aufgegriffen werden, hohe Geldstrafen erhalten werden. Aber es gibt mittlerweile Städte, Hauseigentümer und ­Firmen, die sich dem bunten Graffiti annähern möchten und anstelle einer großflächigen Schmiererei ­lieber ein aufwendiges Bild an ihrer ­Fassaden sehen. Diese oft bezahlten Aufträge zeigen einen Weg für die Subkultur aus der Kriminalität.